Segelflugschüler absolviert seinen 50 km Flug in Hodenhagen
Vergangenen Samstag um 10 Uhr macht sich der 17-jährige Flugschüler Alexis M. auf den Weg zum Hodenhagener Flugplatz. Noch weiß er nicht, was der diensthabende Fluglehrer mit ihm vorhat. Am Flugplatz angekommen, sprießen schon die ersten Quellwolken am Himmel. Bestes Flugwetter für uns Segelflieger. Diese Art von Wolken sind das Ergebnis von warmer aufsteigender Luft, welche in der Höhe abkühlt und kondensiert. Aufsteigende Luft nutzen wir, um mit unseren motorlosen Luftfahrzeugen an Höhe zu gewinnen.
Alexis, der schon seit seinem 14. Lebensjahr fast wöchentlich seine Freizeit am Flugplatz verbringt, weiß ganz genau, dass der Tag viel verspricht. So kann ihn auch sein Fluglehrer mit ruhigem Gewissen auf die vorletzte Hürde zur Pilotenlizenz schicken: den 50 km Flug. Er muss vom Flugschüler selbst geplant, vorbereitet und allein geflogen werden. Mit Winddreieck auf seiner Segelflugnavigationskarte und kurzem Durchsprechen des Fluges mit dem Lehrer, bekommt Alexis seinen Flugauftrag. Er packt Karte, Wasser und etwas zum Naschen in den Flieger, geht die Vorflugcheckliste durch und lässt sich dann von unserer Seilwinde in die Luft ziehen. Sobald sich das Seil vom Flugzeug löst, wird Alexis nur noch von seiner potenziellen Energie, der Sonne und seinem Können in der Luft gehalten. Direkt nach dem Start zeigt sein Variometer an, dass die Luft um ihn herum aufsteigend ist. Sofort gibt er volles Quer- und Seitenruder, um dann enge Kreise fliegen zu können. Er will innerhalb der lokalen Thermikröhre bleiben, um effizient zu steigen. Ungefähr 300 m unter der Wolke, auf etwa 1200 m Höhe, leitet er das Kurvenfliegen aus, um Kurs auf seinen Wegpunkt zu nehmen. Die Autobahnausfahrt Soltau Süd erreicht er mit mehrmaligem Kreisen unter den Wolken. So weit weg vom Flugplatz war er bislang noch nie allein unterwegs. Hinter der Ausfahrt dreht er um und steuert auf gleiche Weise die 25 km zurück zum Flugplatz. Mit ausreichend Höhe kommt er dort an und ist erleichtert, dass er es geschafft hat. Er muss zwar noch landen, dies ist aber für einen Segelflieger in seiner Ausbildungsphase und bei den Standard-Wetterbedingungen kein Problem. Sanft setzt er auf der Grasspiste auf und kommt langsam zum Stehen. Nach einem schnellen Scheck des Flugschreibers kann sich sein Fluglehrer Markus L. sicher sein, dass Alexis wirklich die geplante Strecke abgeflogen ist.
Jetzt wird schnell, aber aufmerksam, der wichtigste Teil in der Luftfahrt gemacht: der Papierkram. Erst wenn dieser erledigt ist, kann ein Prüfer angefordert werden, der den letzten Schritt der Ausbildung zum Segelflugzeugpiloten abnimmt.
Die praktische Prüfung. Dort wird Alexis einiges aus seiner Ausbildung zeigen müssen.
Schon seit knapp 2 Monaten kann der Schulungsbetrieb für den Segelflug wieder durchgeführt werden. Natürlich weiterhin mit kleinen Einschränkungen, die das Infektionsrisiko bei diesem luftigen Hobby noch weiter senken, dennoch ist jeder Flugschüler froh, endlich weiter machen zu dürfen. Zwar ist der Luftsport nicht teurer als ein Abo in einem gut ausgestatteten Gym, trotzdem ist es sehr schade, dass wir Flieger die Flugpauschale nicht ausnutzen konnten und so lange, ohne dieses freie luftige Lebensgefühl aushalten mussten. Unser neuer Flugschüler
hingegen hat hiervon bisher nichts mitbekommen. Er ist vor einem Monat in den Flugverein eingetreten und wurde somit erst jetzt von etwas Gutem infiziert: der Flugsucht.